„Da war ein Ausbau drin, Stangenware in Kunststoff, es war von Anfang an klar, dass wir was Eigenes bauen wollen…“

 

Ein Interview mit Steffi über den eigenen Camper-Ausbau, Design und Funktion.

Als wir zum Thema DIY-Innenausbau recherchiert haben, sind wir schnell auf Steffi und ihren Van namens Fred gestoßen. Die gelernte Architektin hat ihren T5 von Grund auf selbst ausgebaut und gibt uns in einem kurzweiligen Gespräch gute Einsichten und wichtige Tipps. Wer also überlegt einen Camper selber auszubauen, findet in den Folgenden Zeilen und Antworten sicher viel hilfreiches. 

Hallo liebe Steffi, wir haben dich und deinen Van Fred gefunden, als wir für einen Artikel zum Thema Inneneinrichtung recherchiert haben und wollten direkt viel mehr von dir und deinem tollen Innenausbau erfahren.

Ich bin Steffi, 30 Jahre alt und arbeite als Architektin in Winterthur in der Schweiz. Dort lebe ich zusammen mit meinem Freund Niko (@nikomeier.doesntexist), der mir tatkräftig beim Ausbau geholfen hat. Alleine hätte ich das nie geschafft. Und ohne den Mann zu reisen wäre auch nur halb so abenteuerlich!

Wir leben nicht Vollzeit im Van, aber versuchen so oft wie möglich, das heißt mindestens vier bis sechs Wochen im Jahr, weite Strecken zu  machen. Sonst nutzen wir verlängerte Wochenenden und einzelne Tage an denen wir vor allem in den Bergen oder den umliegenden Nachbarländern unterwegs sind.
Sobald es hier wieder wärmer wird, sind wir praktisch an jedem freien Tag in der Natur und gehen auch mit Freunden los. Wir leben in einer kleinen Altstadt im Kanton Zürich, in einem 500 Jahre alten Haus, das mal das erste Bäderhaus der Schweiz war. Ich liebe unsere kleine Dachwohnung und mag den Kontrast zwischen Altstadtleben und dem Nomadendasein sehr. Ich war schon immer sehr reisebegeistert, meine ersten Reisen gingen nach Hogwarts und Mittelerde. Ich liebe Fantasy und hab mich immer gerne in fremde Welten gelesen. Als ich dann alt genug war konnte mich kaum etwas lange an einem Ort halten. Ich bin vor allem nach meinem Studium so oft es ging gereist. In Neuseeland haben wir zum ersten Mal einen Camper Van gemietet und uns auf der Stelle in diese Art zu reisen verliebt.

Wir finden, dass du deinen T5 sehr sehr geschmackvoll, aber auch effizient und praktisch eingerichtet hast. Das ist ein schmaler Grat und beides gelingt nur den wenigsten; vielleicht kannst du uns ja ein bisschen helfen.

Der Grat war tatsächlich unglaublich schmal und ich hab oft mit beiden Aspekten gekämpft. Hier eine optimale Lösung zu finden war mir sehr wichtig, da wir nicht viel Fläche zur Verfügung hatten. Es ist auch die Art wie ich mit Architektur umgehe. Sie muss natürlich fürs Auge sein, aber man muss auch gerne darin leben. Alles muss funktionieren, praktisch sein und einen Zweck oder besser 17 Zwecke erfüllen – sonst lebt man nicht gern an dem Ort und die Optik ist dann nicht mehr viel wert.

Wie sah dein T5 aus, als du ihn übernommen hast?

Schrecklich! Nein, das ist übertrieben, es ging Fred zum Glück sehr gut. Das Aufstelldach war auch schon drauf, was ein absoluter Glücksfall war, da das Nachrüsten sehr teuer ist.
Da war ein Ausbau drin, Stangenware in Kunststoff, es war von Anfang an klar, dass wir was Eigenes bauen wollen und haben den alten Einbau verkauft. Was wir behalten haben ist die Sitz-Liegebank, da unser Layout sowas eh vorgesehen hatte und auch das ein großer Kostenpunkt ist. Ansonsten haben wir Tabula Rasa gemacht. Alles kam raus, bis auf die letzte Niete und wir haben von vorne begonnen.

Wusstest du schon vorher wie dein fertiger Bus aussehen soll? Wie hast du angefangen zu planen?

Ja, das ist die Berufskrankheit wahrscheinlich 🙂 Und mir kam es auch schlau vor schon ein Layout zu planen, bevor wir uns für ein Auto entscheiden. Wir haben also gezielt nach einem Van in der Größe gesucht und weder Mini Vans noch Kastenwägen angeschaut, obwohl beides auch reizvoll gewesen wäre.
Die Sitz-Liegebank war uns total wichtig, da wir die Möglichkeit haben wollten auch mal Freunde dabei zu haben und bei schlechtem Wetter oder im Winter unten schlafen zu können.
Geplant habe ich auch ganz altmodisch von Hand ohne 3D Tools. Tatsächlich nur mit Skizzenbuch und Stift.

Wie entwirft man seinen Traumcamper?

Das ist bestimmt für jeden ganz individuell. Ich habe eben mit handgezeichneten Plänen gearbeitet, dabei haben wir uns überlegt wie man jede Ecke möglichst sinnvoll nutzen kann, damit wir so viel Stauraum schaffen wie möglich, aber gleichzeitig genug Raum haben um uns zu bewegen. Man vergleicht verschiedene Varianten und holt sich Inspiration aus Büchern und Kanälen wie Instagram oder YouTube.
Mit dem groben Konzept gehts an die Detailpläne. Man muss Gegebenheiten am Auto berücksichtigen, wie zum Beispiel die Lage der Fenster und der Sitzbank. Sobald wir die optimale Anordnung von Küche und Schränken
hatten haben wir uns überlegt, wie alles aussehen soll, also Oberflächen, Farben und Materialien. Wenn man dann weiß, wie es aussehen soll muss man es noch technisch lösen wie Scharniere, Griffe und Sicherungen, etc. Wir haben uns also vom Funktionalen über die Gestaltung und die technische Lösung zum Ziel gearbeitet.
Dabei habe ich immer wieder Skizzen und technische Pläne gezeichnet mit den aktuellen Maßaufnahmen. Vieles mussten wir auch einfach vorher lösen.

Wie würdest du deinen Einrichtungsstil bezeichnen und woher nimmst du deine Inspiration?

Oh, Nomaden-Schick vielleicht? Ich arbeite beruflich viel mit Altbauten und daher kommen wahrscheinlich Dinge wie die Gestaltung unseres Bodens. Mir gefallen aber auch nordische Designs, daher die schlichten Oberflächen der Einbauten mit klaren Kanten und Stössen. Die Farben haben wir gewählt, weil ich beruflich schon oft neutrale Schreiner Arbeiten plane, vor allem Weiß mit Chromstahl. Das ist auch sehr sinnvoll, aber hier wollte ich mich mal etwas austoben und darum wurde es rauchig grün mit Messingdetails. Ein bisschen Holz haben wir sichtbar erhalten wollen, das sieht man an den Verkleidungen. Damit die Maserung besser rauskommt haben wir mit Leinöl gearbeitet.
Meine Inspiration nehme ich oft aus Alltäglichem. Mir kommen meist gute Ideen beim Musik hören oder während des Zeichnens. Es gibt aber natürlich auch durch meinen Beruf als Architektin viele Inspirationen oder durch die Leute, die mich umgeben. Manchmal sind es Gespräche oder Ideen, die ich an anderen Orten nicht umsetzten konnte, welche in einen neuen Kontext passen.

Hast du deinen Innenausbau und deine Möbel selber gebaut?

Ja, oh Gott ja! Ich krieg jedes Mal, wenn ich mich daran erinnere etwas Gänsehaut. Es war super anstrengend, aber auch der helle Wahnsinn, wenn wieder etwas fertig war. Es hat riesigen Spaß gemacht das alles zusammen von Hand zu machen.

Hattest du vorher schon Erfahrung und handwerkliches Geschick? Hattest du Hilfe?

Wir hatten mit einer Tür Hilfe, da wir uns nicht ganz einfache Scharniere ausgesucht hatten. Da hat uns der Schreiner um die Ecke geholfen. Auch beim Elektrischen hatten wir Hilfe von meinen Brüdern, die das beruflich machen. Ansonsten hatte ich Vorwissen aus meinem Job. So richtig wussten wir nicht, was wir da machen zu Beginn, aber man lernt schnell, wie was geht.

Was macht einen guten Innenausbau aus?

Möglichst viel Stauraum und möglichst viel Bewegungsfreiheit. Das allerwichtigste auf kleinem Raum ist, die einzelnen Elemente so zu bauen, dass sie mehrere Zwecke erfüllen können. Zum Beispiel ist unser Tisch unsichtbar, das heißt er kommt uns nicht in die Quere und nimmt keinen Stauraum weg. Es ist einfach die Seite der Küche, die demontierbar ist. Die Platte kann entlang der ganzen Küche befestigt werden durch ausdrehbare Profile oder auch draußen an die Seite gehängt werden auf Stehhöhe. Für mich war es aber auch total wichtig, dass es sich nach einem Zuhause anfühlt, dass es gemütlich ist und wir uns wohl fühlen. Es war uns auch wichtig, dass wir bei multifunktionalen Elementen einfache Mechanismen einbauen, die weder zeit- noch kraftaufwändig sind.

Was ist wichtig beim DIY-Innenausbau? Gibt es etwas, worauf man unbedingt achten muss?

Sich Zeit nehmen, nachsichtig zu sein mit sich selbst und sich nicht allzu sehr unter Druck zu setzen. Es haut vieles nicht so hin wie man denkt, alles braucht Zeit und Nerven und man vergisst schnell den Spaß an der Sache, wenn man in Zeitnot gerät.
Wir haben darauf geachtet möglichst wenig Materialverschleiß zu haben, weil es einfach auch ein Kostenpunkt ist. Deshalb haben wir für alle Holzteile, die nicht rechteckig waren Schablonen in Karton angefertigt. Planung ersetzt ganz oft die Kosten. Also gut planen und dann machen. Genug Zeit einzuberechnen ist auch wichtig, dass man eben nicht in allzu sehr in Stress verfällt, wenn man zum Beispiel eine Reise geplant hat. Ein weiterer Punkt der uns wichtig ist, ist Nachhaltigkeit und sinnvolle Materialien zu verwenden. Möglichst keine Plastikteile zu verbauen zum Beispiel, ist ein Punkt, der uns gut gelungen ist.

Welche Fehler/Frustration sind beim Bau aufgetreten?

Also schlimme Fehler sind eigentlich fast keine passiert, außer das Thema mit einen Türchen, was uns irgendwann um den Verstand gebracht hat und wir damit zum Schreiner sind. Frustration gab es ab und zu. Versteht mich nicht falsch, das Ganze war grundsätzlich ein tolles Abenteuer und hat total viel Spaß gemacht, aber es gibt Zeiten da ist man müde und hungrig und dann wird es knifflig. Wir haben beide neben dem Ausbau 100 % gearbeitet und haben dann jeweils fast jeden Abend und jedes Wochenende am Bus gebastelt. Das geht irgendwann an die Nerven und belastet schon ziemlich. Kein Bier am Abend mit Freunden, Hobbys zurück gestellt, keine Kinoabende zu zweit und nur kurz was Essen oder sogar dazu zu müde sein. Aber das ist vorübergehend und das Bier schmeckt danach umso besser. Es sind ja auch immer wieder mal Freunde da, helfen mit oder kommen einfach zum quatschen rüber.

Welchen Tipp hättest du gerne vorher bekommen?

Ich bin ehrlich gesagt froh nicht allzu viele Tipps bekommen zu haben, außer den Infos, die wir uns selbst zusammengesucht hatten. Das alles von Grund auf neu zu lernen und sich alles selbst beizubringen hat schon was. Es ist aber nie verkehrt sich Hilfe zu holen bevor man verzweifelt. Wir würden beispielsweise beim Thema Elektrisches beim nächsten Mal früher meine Brüder fragen, beide sind Elektriker. Ich hatte da solange rum studiert und wollte es selbst lösen, aber die Beiden hatten das Konzept in 10 Minuten gemacht und das Bauen ging dann doppelt so schnell.

Was fehlt dir noch in deinem Bus? Würdest du etwas ändern, wenn du könntest?

Uns fehlt ein Omnia (Anm.: Campingbackofen), ganz dringend sogar. Eine Schande, ich weiß.
Ansonsten würde ich fast nichts ändern! Ich liebe Fred, es ist der nackte Wahnsinn so viel Freiheit zu haben und das ist viel größer als der eigentliche Ausbau. Das einzige, was ich im Nachhinein etwas doof finde ist, dass wir uns beim Thema Dämmungen nicht tiefer mit nachhaltigeren Alternativen auseinander gesetzt haben.

Welche drei Dinge machen deinen Camper so richtig wohnlich/gemütlich?

Die Rückbank, die nicht nur Sofa sondern auch Bett sein kann. Wir können also theoretisch auch mal zu viert in Fred übernachten. Wir haben generell total viele Sitzmöglichkeiten durch den drehbaren Beifahrersitz, wir liegen
manchmal aber auch einfach am Boden mit den Füßen auf der Bank. Wir haben da drin auch schon zu viert Abendessen gemacht.
Ich denke das Bücherregal macht auch was aus. Ich finde es ganz schön auch ein offenes Regal zu haben in dem Kleinigkeiten rumstehen, die den Raum etwas wohnlicher machen.
Und unsere Wimpelkette nicht zu vergessen, sie war unser erstes Deko Element und ich mag sie sehr sehr gerne.
Generell kann man aber auch einfach sagen, dass es schon sehr gemütlich ist auf irgendeinem Berg mit bombastischer Aussicht, Tee und Brettspielen zu stehen. Da würde auch ein leerer Bus mit Matratze und Gaskocher reichen.

Welche drei Dinge dürfen bei dir im Bus auf keinen Fall fehlen?

Bücher, ich habe immer zu viele dabei, ein paar Spiele und gute Musik, Wanderschuhe und Fotoapparat. Mathe war nie meine Stärke, Entschuldigung!

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