„Während unserer Reisen haben wir gemerkt, wie ‚voll‘ sich die Lebenszeit unterwegs anfühlen kann“

 

Unser Interview mit Anna und Anne

In unserer Weihnachtsausgabe wollen wir euch Anna und Anne mit ihrem Camper Berta vorstellen. Die drei haben Großes vor und lassen uns an ihren Plänen zum Abenteuer Panamericana teilhaben, geben Einblicke in ihren besonderen Camper und verraten ihre drei Lieblingsspots.

Der ursprünglich Kontakt kam auf, als unser Redakteur Matthias mit seiner Freundin Isabelle 2018 – 2019 durch im Van durch Südamerika gefahren sind und in ihrem Podcast “Reisezeit” über die richtige Fahrzeugwahl für einen Panamerica Trip philosophierten. Kurz darauf meldeten sich Anna und Anne, da sie ebenfalls die Panamericana mit einem Sprinter fahren wollten. Seitdem sind über 2 Jahre vergangen und die Corona Pandemie hat zunächst einen Strich durch Annas und Annes Pläne gemacht. Was die beiden Vollzeit Vanliferinnen so alles in der zwischenzeit erlebt haben und welches große Projekt sie nun vor haben, könnt ihr in diesem Interview lesen.

Hi ihr beiden, könnt ihr euch kurz vorstellen? Ihr habt ja Großes vor!

Hey, klar gerne! Wir sind Anne & Anna und seit November 2021 mit unserem Camper in Mexiko unterwegs. Von Mexiko aus wollen wir den nördlichen Teil der Panamericana über die USA bis nach Kanada fahren. Eine ähnliche Tour wollten wir eigentlich schon 2020 starten, was leider nicht klappte. Jetzt freut es uns umso mehr, dass wir endlich loslegen konnten.

Welche Pläne habt ihr für den Trip in Nordamerika?

Zuerst werden wir in Mexiko Richtung Yucatán fahren und dort die Strände, Cenoten, ein paar Maya-Stätten und vor allem den ein oder anderen Taco genießen. Anschließend durchqueren wir ganz Mexiko und fahren über die Grenze nach Kalifornien. Mit einem Schlenker zum Grand Canyon wollen wir dann an der US-Westküste entlang bis nach Kanada fahren. Von Vancouver geht es schließlich auf dem Transcanadian Highway einmal quer durch Kanada.
An der Ostküste in Halifax angekommen, werden wir unseren Camper wieder nach Deutschland zurückverschiffen. Geplant haben wir für diese Tour ungefähr ein Jahr Reisedauer.

„Das „Ankommen“ in einem Land fühlt sich „sanfter“ an.“

Ihr seid nun Dauerreisende, wie fühlt sich das an?

Ziemlich gut! Für uns ist das ein Gefühl von großer Freiheit. Als Dauerreisende ist das „unterwegs sein“ ja unser momentanes Leben. Wir haben keinen Zeitdruck und reisen manchmal schnell und manchmal gemütlich. Auch unser Beruf fügt sich gut in das Reiseleben ein: Wir sind Texterinnen und der Camper ist unser Büro. Wir können von überall auf der Welt arbeiten.

Was uns beim Dauerreisen mit dem Van auch sehr gut gefällt: Das „Ankommen“ in einem Land fühlt sich „sanfter“ an. Bei zeitlich begrenzten Urlauben oder Flugreisen fühlten wir uns oft schlagartig in eine fremde Welt katapultiert. Und kaum war man da, war der Urlaub schon wieder vorbei. Als Dauerreisende haben wir nun mehr Zeit, in fremden Ländern anzukommen und genießen das. So bekommen wir auch einen viel nachhaltigeren Eindruck von den Ländern und Menschen.

Was war der Antrieb / die Motivation für diesen Schritt – war die Entscheidung schwer?

Während unserer früheren Reisen haben wir gemerkt, wie „voll“ sich die Lebenszeit unterwegs anfühlen kann: Voller neuer Eindrücke, Erlebnisse und Perspektiven. Auf Reisen vergeht selten ein Tag einfach nur so. Reisen ist für uns wie „das volle Leben“.

Die Entscheidung fiel damals auf der Rückreise unserer Interrail-Tour durch Italien. Kaum waren wir zu Hause, setzten wir alle Hebel in Bewegung, um den Traum der Langzeitreise wahr zu machen. Die ganze Planung hat 2 Jahre gedauert. Wir haben fast alles verkauft, verschenkt oder gespendet und schließlich unsere Wohnung gekündigt. Anna hat zum damaligen Zeitpunkt als Unternehmensberaterin gearbeitet und Anne war Fußballprofi und Pädagogin. Ende 2019 haben wir dann auch Jobs und Fußball-Karriere beendet und sind erst mit dem Rucksack und dann mit dem Van losgezogen.
Die Entscheidung fühlte sich vom ersten Moment an richtig an. Es gab keine Zweifel, sondern vielmehr ein: Wir ermöglichen uns das jetzt. Es fühlt sich auch heute noch an wie ein großes Freiheitsgeschenk, das wir uns selbst machen.

„Grundsätzlich möchten wir mit unserem Van möglichst unabhängig unterwegs sein.“

Wie seid ihr unterwegs? – Erzählt uns ein bisschen von eurem Fahrzeug.

Unsere „Berta“ ist ein Mercedes Sprinter 312D aus dem Jahr 1996. Das Besondere an diesem Sprinter: Der „Cicada“ Ausbau. Als wir das Fahrzeug damals gekauft haben, war uns gar nicht so richtig bewusst, dass wir einen ziemlich seltenen Camper ergattert haben: Es gibt nur ca. 110 Cicadas.
Der Ausbau ist aus Echtholz und extrem ausgeklügelt: Jede Ecke ist optimal genutzt. Es ist quasi eine Mini-Einraumwohnung mit Küche und Badezimmer – und das auf nur 5,6 m Länge und stolzen 3,25 m Höhe.
Im Hochdach befindet sich das Hubbett. Über hydraulische Federn lässt es sich zum Schlafen nach unten klappen und tagsüber einfach an der Decke „verstauen“. Dadurch haben wir im ganzen Fahrzeug Stehhöhe. Unter dem Bett ist eine feste Sitzbank mit einem großen Tisch. Im Heck ist die kleine Küche und sogar ein Badezimmer mit Dusche und Trockentrenntoilette. Das ganze Fahrzeug ist extra dick isoliert und mittels doppeltem Boden, innenliegenden Tanks und Heizung, auch absolut winterfest. Unser Frischwassertank fasst ca. 100 L, damit kommen wir einige Zeit aus. All in all ist es für uns das perfekte Fahrzeug für eine Langzeitreise!

„Insgesamt hat uns Schweden als Reiseziel mit dem Wohnmobil sehr gefallen“

Was habt ihr alles repariert oder renoviert?

Als wir den Camper damals kauften, stand er eigentlich – trotz des Alters – relativ solide da. Einige Reparaturen waren aber notwendig.
Zuerst haben wir den Rost an den Bremsleitungen und Schweller beseitigt und neue Bleche eingeschweißt. Den Unterboden haben wir versiegelt, um das Fahrzeug vor weiterem Rost zu schützen. Die Innenverkleidung aus Stoff ist so langsam von der Decke gebröselt. Die haben wir im ganzen Fahrzeug ausgetauscht.

Um den Camper auf die Panamericana vorzubereiten, haben wir noch einige weitere Dinge ein- und umgebaut. Grundsätzlich möchten wir mit unserem Van möglichst unabhängig unterwegs sein.
Wir wollen uns beispielsweise nicht darauf verlassen müssen, regelmäßig an sauberes Wasser zu kommen. Deshalb haben wir uns ein zweistufiges Wasserfiltersystem fürs Wohnmobil eingebaut, das aus dem Wasser im Frischwassertank Trinkwasser macht. Wir füllen nun einfach unseren Wassertank, drehen den Wasserhahn in der Küche auf und erhalten durch die Filter sauberes Trinkwasser.
Die alte Thetford Chemie-Toilette ist auch rausgeflogen und wir haben eine Trockentrenntoilette eingebaut. Die ursprüngliche Aufbau-Batterie haben wir gegen eine 200 AH Lithiumbatterie getauscht und zusätzlich einen Ladebooster einbauen lassen, der die Batterie währen der Fahrt auflädt. An der Außenseite des Cicadas haben wir außerdem Airlineschienen angebracht, auf denen wir Sandbleche und einen Ersatzkanister transportieren können. Zuletzt haben wir Berta noch All Terrain Reifen gegönnt. Damit kann die Panamericana kommen!

Wo wart ihr bisher mit dem Van und was hat euch am besten gefallen?

Den letzten Winter haben wir in Griechenland verbracht und davor eine Deutschlandreise in den Norden unternommen. Im Sommer waren wir für zwei Monate in Schweden und nun haben wir Berta auf den amerikanischen Kontinent verschifft und sind in Mexiko.

Unsere persönlichen 3 Top-Plätze sind:

1. Die Insel Lefkada in Griechenland
Während wir in Griechenland überwintert haben, waren wir auch einige Wochen auf der Halbinsel Lefkada. An den Steilküsten hat man einen traumhaften Blick auf das unglaublich türkisblaue Meer. Die Farben waren wirklich atemberaubend!

2. Der Skuleskogen Nationalpark in Schweden
An den drei Eingängen des Nationalparks darf man campen und die Wanderungen sind wahnsinnig schön und teilweise herausfordernd. Insgesamt hat uns Schweden als Reiseziel mit dem Wohnmobil sehr gefallen – es war eine Mischung aus rauer Natur und charmanten Städtchen.

1. Das Örtchen Bleckede
Während unserer Tour durch Norddeutschland sind wir über Bleckede gestolpert. Von diesem Ort hatten wir vorher noch nie gehört. Dort führt eine superschöne Radtour an der Elbe entlang.

„Euer Camper wird euch nicht nur an besondere Orte bringen.“

Was würdet ihr unseren Leser:innen mitgeben, die derzeit noch einen Camper suchen und von solchen Abenteuern träumen?

Wir würden erst mal sagen: Herzlichen Glückwunsch zu dieser Idee! Euer Camper wird euch nicht nur an besondere Orte bringen. Er ist gleichzeitig auch euer zu Hause, das ihr einfach überall mit hinnehmen könnt.

Um den perfekten Camper für euch und eure Reisepläne zu finden, macht euch vor der Suche am besten ein paar Gedanken, was euch wichtig ist und wie ihr unterwegs sein wollt. Seid ihr eher auf der Suche nach Abenteuer im Gelände und unbefestigten Straßen? Dann passt zu euch vermutlich ein robustes Fahrzeug mit Allrad-Antrieb. Fahrt ihr lieber auf befestigten Straßen, wollt aber gerne auch mal ein ruhiges Plätzchen in der Natur? Spricht für ein Fahrzeug ohne Allrad, aber mit autarker Ausstattung oder der Möglichkeit, das Fahrzeug entsprechend autark umzubauen.

Häufig wird auch die Bedeutung von Stehhöhe im Fahrzeug unterschätzt. Das wird einem dann erst klar, wenn es tagelang draußen regnet.
Im Fahrzeug kochen oder lieber draußen? Festes Bett oder umgebaute Sitzecke? Toilette ja oder nein? Eher ein kompaktes Fahrzeug oder spielt die Größe keine Rolle? Reisen auf dem europäischen Kontinent oder eventuell auch weltweit?

Wir könnten zur Auswahl eines Campers stundenlang quatschen. Ihr könnt gerne auf unserem Blog www.PerspektiVan.de nachlesen, warum wir damals unseren Benz „Berta“ für die Panamericana-Reise ausgewählt haben.

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